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Hand der Woche – Kurganovs Aus in der ersten Hand gegen George Danzer

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Woche für Woche bietet die neu gegründete Global Poker League hochklassige Pokerunterhaltung. Neben den 6-max-Turnieren sind vor allem die Heads-Up-Duelle interessant, in denen die besten Spieler der Welt aufeinandertreffen und sich durchaus stilistische Unterschiede bemerkbar machen. Wie Igor Kurganov es „schaffte“, gleich in der ersten Hand gegen George Danzer seinen gesamten Stack zu verlieren, wollen wir uns hier genauer anschauen

Ausgangslage und Spiel bis zum River

Wir verfolgen das erste Heads-Up-Match zwischen Igor Kurganov von den London Royals gegen George Danzer von den Paris Aviators in der dritten Woche der Global Poker Week.

Zwar ist dies das erste Aufeinandertreffen der beiden im Rahmen der GPL, doch natürlich kennen sich die beiden aus dem internationalen Turnierzirkus recht gut.

Wir steigen in der ersten Hand ein, die Blinds betragen 200/400 plus 40 Ante, die Anfangsstacks sind 50.000.

Igor Kurganov bekommt im Big Blind

   

George Danzer raist vom Button/SB auf 1.000, Kurganov reraist auf 3.600 und Danzer callt. Im Pott sind damit 7.280, beide Spieler haben noch 46.360.

Der Flop bringt

     

Kurganov setzt 1.890 und Danzer callt. Im Pott sind 11.060, die Spieler haben noch 44.450.

Der Turn bringt die

 

Kurganov setzt 6.800, Danzer raist auf 15.730 und Kurganov callt. Im Pott sind 42.520 und beide Spieler haben noch 28.740.

Der River bringt

 

Kurganov checkt, Danzer geht All-In und Kurganov callt.

Danzer zeigt

   

und eliminiert Kurganov in der ersten Hand!

Hier die Hand ab Minute 27 in bewegten Bildern:

Analyse und Bewertung

Natürlich sieht es immer dumm aus, wenn man gleich in der ersten Turnierhand seinen gesamten Stack verliert. Schauen wir uns deshalb etwas genauer an, ob Kurganov etwas anders machen konnte.

Vor dem Flop verläuft alles normal. Danzer raist vom Button mit einer sehr gut spielbaren Hand und Kurganov hat nichts dagegen, den Pott mit der besten Starthand aufzubauen.

Nach dem gegnerischen Reraise gibt es für Danzer keinen Grund, seine Hand zu folden. Er hat eine Hand, die sich in Position gut spielen lässt, bekommt bei großen Stacks sehr gute Pot Odds und Kurganovs Spektrum umfasst weit mehr Hände als hohe Paare, wie etwa A4, 66 oder KQ.

Auf dem Flop ärgert sich Kurganov fast ein wenig, dass er so gut trifft bzw. sein Gegner angesichts der Spektren so wenig getroffen haben kann.

Dennoch bringt er die C-Bet, wie er es mit seinem gesamten Reraise-Spektrum tun würde. Würde er dagegen mit allen Monster-Händen checken, wäre sein Spiel unausgewogen und Danzer könnte daraus die richtigen Schlüsse ziehen.

Danzer hat nur einen Gutshot, doch bekommt er angesichts der niedrigen Bet Kurganovs (mit der dieser möglichst viele Hände im Pott halten wollte) so gute Pot Odds bzw. Implied Odds, dass ein Call korrekt ist.

Schauen wir es uns im Detail an. Die Pot Odds betragen exakt 4,85 zu 1, was bei einer Pot Equity von 14 Prozent (und dem Gewinn der Hand bei jedem siebten Mal) nicht ganz ausreicht, aber da sind ja noch die Implied Odds (die zukünftigen Gewinne), mit denen er rechnen kann und die mehr als ausreichend sind.

Volltreffer auf dem Turn

Tatsächlich kommt auf dem Turn sofort die Dame, die Danzer die Straight bringt.

Kurganov
Igor Kurganov

Kurganov setzt nun mehr, da sein Gegner auf dem Flop gecallt hat (also vermutlich etwas hat) und er nur so eine Menge Chips mit diesem Monster gewinnen kann. KQ wäre natürlich die Traumhand aus Sicht von Kurganov, aber durch das zweite Kreuz auf dem Board könnte sich Danzer auch zu einem Semi-Bluff verleiten lassen.

Aus Sicht Danzers geht es nun darum zu entscheiden, wie er maximalen Gewinn aus der Hand herausholt.

Hat Kurganov nichts, wird er nach einem Raise sicher folden, aber es ist auch fraglich, ob er dann auf dem River weitere Chips verlieren (sprich bluffen) würde.

Danzer entscheidet sich daher zu einem Raise, denn nur so kann er Kurganovs gesamten Stack gewinnen.

Schauen wir uns die Mathematik an. Callt Danzer nur, sind ca. 24.000 im Pott und die Stacks betragen 37.670. Wenn Kurganov auf dem River checkt, kann Danzer dann seinen Stack nur mit einer massiven Overbet gewinnen.

(Im vorliegenden Fall spielt das keine Rolle, da Kurganov auf dem River ohnehin gesetzt und das anschließende All-In gecallt hätte, aber natürlich muss Danzer dessen gesamtes Spektrum berücksichtigen.)

Nach Raise und Call jedoch ist Kurganovs Stack fast sicher weg, denn auf dem River bekommt er unwiderstehliche Pot Odds.

War ein Fold möglich?  

Auf dem River verliert Kurganov folgerichtig seinen gesamten Stack, und natürlich fragt man sich automatisch, ob das vermeidbar gewesen wäre.

Alle, die meinen, Kurganov hätte hier folden können oder sollen, sollten sich noch einmal vergegenwärtigen, dass er auf dem River gegen exakt zwei gegnerische Hände verliert: JT und 53.

Volltreffer fuer George
Volltreffer fuer George

Beide (vor allem die zweite, außer vielleicht 5 3) sind ziemlich unwahrscheinlich, aber viel wichtiger ist, dass sie nur einen Teil von Danzers Spektrum ausmachen.

Darin befinden sich die unvermeidlichen Bluffs, aber auch starke Hände wie KQ, 44, AQ, AK und vielleicht sogar KK oder QQ, die allesamt gegen Kurganovs Asse verlieren.

Man kann an dieser Stelle einfach nicht den Gegner auf eine plausible Hand setzen, sondern nur auf ein Spektrum – und dagegen schneidet Kurganovs Set Asse immer noch sehr gut ab.

Fazit

In einer spektakulären Hand trifft George Danzer auf dem Turn seine Wunderkarte und hat obendrein das Glück, dass sein Gegner zuvor schon einen Volltreffer gelandet hat.

Für Igor Kurganov läuft zunächst alles wie beim Wunschkonzert. Er bekommt die beste Starthand und trifft auf dem Flop mit einem Monster die Nuts. Beim Versuch seinen Gewinn zu maximieren, läuft er dann aber in die einzige plausible Hand, die ihn schlägt.

Trotz des unglücklichen Ergebnisses gibt es an Kurganovs Spiel aber nichts auszusetzen. 



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